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INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG 2

2 ZUM VERSTÄNDNIS VON AUSDAUER UND SCHWIMMEN
2.1 Komponente der allgemeinen Ausdauer 2
2.2 Schwimmerische Ausdauer 4
2.2.1 Dauermethode vs Intervallmethode 4
2.2.2 Steuerung nach dem Modell Z-A-S-F-I-P 5

3 REALISIERUNG DES AUSDAUERTRAININGS IM SCHULUNTERRICHT
3.1 Ausgangslage und Zielsetzung 6
3.1.1 Physische Aspekte 7
3.1.2 Schwimmtechnische und trainingstechnische Aspekte 8
3.1.3 Pädagogische und psychische Aspekte 8
3.2 Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung 9
3.3 Möglichkeiten und Formen zur Unterrichtsgestaltung 10
3.3.1 Ausdauer bezogen auf die Schwimmtechniken 10
3.3.2 Ausdauer anhand anderer schwimmerischer Bewegungsformen 11
3.3.3 Formen der Bewegung mit Musik 13

4 SCHLUSSBETRACHTUNG 14

5 LITERATURVERZEICHNIS 15

1 EINLEITUNG

Allgemein kommt dem Sport mit Jugendlichen aus medizinischer Sicht eine entscheidende Bedeutung bei der Entwicklung zu, sowohl aus physischer als auch aus psychischer Sicht. Das Training der Ausdauer nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein, da es Grundvoraussetzung für alle Arten sportartspezifischen Trainings ist. Die Ausdauerschulung hat auf allen Altersstufen ihren Platz1. Besonders jedoch in der Pubeszenz kann in dieser Beziehung ein wichtiger sportlicher Grundstein gelegt werden. Das Schwimmen scheint sich hier besonders anzubieten, da das Körpergewicht durch den Auftrieb weitgehend kompensiert wird und somit auch beleibtere Kinder und Jugendliche schonend trainieren können.
Nicht nur aus medizinischer und trainingtechnischer, sondern auch aus psychologischer und pädagogischer Sicht soll über den Wert dieser Art des Trainings in der Schule reflektiert werden. Was versteht man unter Ausdauer, und welchen Platz nimmt sie ein? Ist die Anstrengung wirklich nur "Frust", oder kann sich auch ein positiver Aspekt einstellen?
Hinterfragt werden soll in diesem Zusammenhang, welche Form des Ausdauertrainings die bestmögliche ist und wie sich das Ausdauertraining in den Schwimmunterricht in der Schule einbinden ließe. Besonders interessiert dabei die Frage der Motivierung der Schüler, um das eher als langweilig geltende und anstrengend schwimmerische Ausdauertraining nicht als "Kacheln zählen" anzubieten, sondern stattdessen freudvoll - spielerisch zu gestalten. Um es nicht bei der Theorie zu belassen, sollen verschiedene Möglichkeiten der Gestaltung eines solchen aufgelockerten Ausdauertrainings vorgestellt werden mit Anregungen, wie diese in die Stunde integriert werden könnten.

2 ZUM VERSTÄNDNIS VON AUSDAUER UND SCHWIMMEN

2.1 Komponente der allgemeinen Ausdauer

Der Begriff Ausdauer bedeutet im weitesten Sinne die Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdungszustände bei körperlichen Belastungen. "Die Fähigkeit, eine bestimmte muskuläre Leistung langdauernd zu erbringen, also ermüdungswiderstandsfähig zu sein, wird allgemein als Ausdauer bezeichnet" (de Marées1994, S. 164).


Einzuordnen ist die Ausdauer in den Bereich der konditionellen Eigenschaften, von denen sie eine Komponente darstellt. Zur Veranschaulichung sollen nachfolgend die Zusammenwirkung der verschiedenen Komponenten, welche die Kondition bestimmen, in einem vereinfachten Modell dargestellt werden.

KRAFT Kraftausdauer AUSDAUER

Schnellkraft Schnelligkeitsausdauer

SCHNELLIGKEIT

Bewegungsschnelligkeit

Abb.1: Motorische Eigenschaften konditioneller Art nach Haag (1991, S.88)

Durch ein Ausdauertraining soll eine Kapazitätsverbesserung des Systems der Energiebereitstellung erreicht werden. Die entscheidenden Einflussgrößen sind
a) die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und des
Atmungssystems
b) die lokale Muskelausdauer ( Sauerstoffversorgung der Zellen)
Man unterscheidet laut de Marées (1994) zwischen lokaler und allgemeiner Ausdauer, nach der Art der Energiebereitstellung (aerob , anaerob) und nach der Arbeitsform (statisch, dynamisch).
Interessieren soll im Zusammenhang dieser Arbeit die allgemeine dynamische aerobe Ausdauer. Effektiv beansprucht wird diese bei einer dynamische Arbeit mit einem "Einsatz von mehr als 1/6 bis 1/7 der Skelettmuskulatur , bei Beanspruchung von mehr als 50% , besser 70 % der maximalen Kreislauf- Leistungsfähigkeit und bei einer Dauer von mindesten 10 Minuten" (de Marées 1994, S. 166). Weiterhin werden hinsichtlich der Dauer der Belastung im aeroben Bereich eine Kurzzeitausdauer, 3 -10min, eine Mittelzeitausdauer (10 -30 min) und eine Langzeitausdauer (>30 min) unterschieden.

2.2 Schwimmerische Ausdauer

Im Gegensatz zur allgemeinen Ausdauer bezieht die schwimmerische Ausdauer die Ausdauerfähigkeit nicht auf irgendeinen ausdauernd durchzuführenden Bewegungsablauf, sondern aufs Schwimmen allein. Die schwimmerische Ausdauer im aeroben Bereich beinhaltet die Fähigkeit, "eine ruhige bis mittlere Schwimmgeschwindigkeit über eine möglichst lange Strecke aufrecht zu erhalten" (Wilke & Daniel 1998, S. 139), auch Grundlagenausdauer genannt.
Die Energiebereitstellung bei dieser Form der Beanspruchung ist auch hier größtenteils aerob, und sowohl die Versorgungsorgane des Blutkreislaufs und der Atmung als auch die großen Muskelgruppen werden ausdauernd beansprucht. Die schwimmerische Ausdauer steht in enger Beziehung zur allgemeinen Ausdauer: Eine Erhöhung der allgemeinen Ausdauer beeinflusst positiv die schwimmerische Ausdauer, umgekehrt kann diese, durch die Verbesserung des Herz- Kreislauf- sowie des Atemsystems, eine Komponente zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer darstellen.

Für eine Verbesserung der schwimmerischen Ausdauer ist das Schwimmen unabdingbarer, da neben den genannten zentralen Einflussgrößen die, an die Sportart gebundenen, lokalen Einflussgrößen hinzukommen. Diese sind zB die Sauerstoffversorgung der an der Antriebsbewegung beteiligten Muskelzellen sowie die intramuskuläre Koordination der bei der Schwimmbewegung zusammenwirkenden Muskeln. Dieses Zusammenspiel kann nur durch wiederholten Ablauf der Schwimmbewegungen optimiert werden, was zu einer Ökonomisierung der Bewegungen und somit auch zu einer Verbesserung des ausdauernden Schwimmens beiträgt.

2.2.1 Dauermethode vs Intervallmethode
Es sind verschiedene Belastungskomponenten zu unterscheiden, über die das Training der schwimmerischen Grundlagenausdauer gesteuert werden kann. Bei der Ersten geht es darum, die Strecke, die geschwommen werden kann, zu verlängern; trainiert wird die Umfangausdauer. Um die Geschwindigkeit auf einer Ausdauerstrecke anzuheben, trainiert man die Intensitätsausdauer. So ergeben sich daraus, je nach vorherrschender Komponente, (vgl. Wilke und Daniel 1998, S. 139),verschiedene Methoden für das Training, die nicht denselben Effekt haben. Zur Entwicklung der schwimmerischen Grundlagenausdauer gibt es im wesentlichen zwei Trainingsmethoden:

Dauerbelastungsmethode (Durchhalten einer längeren Strecke)

a) Die kontinuierliche Form. Sie bezeichnet das Schwimmen mit gleichbleibender Geschwindigkeit und nahezu gleichem Herzfrequenzniveau.
b) Die diskontinuierliche Methode. Ihr liegt ein Geschwindigkeitswechsel, somit auch ein Herzfrequenzwechsel zugrunde. Der Wechsel wird individuell vom Sportler vorgenommen. Sie wird auch als Fahrtspielmethode bezeichnet.
c) Intervallmethode
a) Die extensive Intervallmethode (im aeroben Bereich): Großer Umfang, häufige Wiederholung der Aufgabe.
b) Die ntensive Intervallmethode (Schwimmen im Grenzbereich zur anaeroben Schwelle).

Die allgemeinen aerobe Ausdauer und ebenso die schwimmerische Grundlagenausdauer werden am besten durch die Dauermethode, oder laut De Marées (1994, S. 170) "weniger gut durch die extensive Intervallmethode" trainiert.

2.2.2 Steuerung nach dem Modell ZA-S-F-I-P
Die Steuerung der Belastung lässt sich trainingsmethodisch durch veränderbare Variablen erreichen, die sich den konditionellen Fähigkeiten und dem Trainingsziel entsprechend verändern lassen. Ein gängiges System der Belastungsnormative ist das von Wilke und Madsen (1988) entwickelte
Z-A-S-F-I-P :
Ziel des Trainings
Anzahl der Wiederholungen (der Schwimmstrecke)
Strecke bzw Streckenlänge einer Wiederholung
Form der Bewegungsaufgabe (der Schwimmtechnik)
Intensität der Bewegungen (Schwimmgeschwindigkeit)
Pause Dauer und Art (aktiv/ passiv ) der Unterbrechung
Hierzu erklären Wilke und Daniel (1998, S. 138), dass die o.g. Variablen gegeneinander veränderbar sind, dass jedoch im Grundlagentraining "niemals zwei oder mehrere Belastungsnormative gleichzeitig verschärft werden dürfen, sondern nur stets eines nach dem anderen". Anhand dieses Systems kann man sich bei geplanten Veränderungen der Belastung auch in der Schulstunde orientieren.
Zu beachten ist des weiteren bei einer Orientierung an Pulswerten, dass diese im Schwimmen um 20-30% niedriger sind als bei anderen Sportarten, bei gleicher Kreislaufbelastung. Grund hierfür sind die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers sowie die horizontalen Körperlage, welche zusammen zu einem erhöhten Blutrückfluss zum Herzen führen. Das Schlagvolumen ist erhöht, die Frequenz wird somit gedrosselt. Der nicht zu überschreitende Puls liegt also um diesen Prozentsatz niedriger!

3 REALISIERUNG DES SCHWIMMERISCHEN AUSDAUERTRAININGS IM SCHULUNTERRICHT

3.1 Ausgangslage und Zielsetzung
Im Schulsport wird man mit besonderenVoraussetzungen und Anforderungen konfrontiert. Der Lehrplan des Landes Schleswig-Holstein sieht für die Sekundarstufe 1 das Schwimmen mit Beginn ab der 7. Klasse vor. Unter Paragraph 2.3. werden die "Intentionen im Themenbereich Schwimmen" näher erläutert:

· Sich an das Wasser gewöhnen
· Sich im Wasser bewegen
· Spielformen im Wasser erproben und anwenden
· Sportliche Formen des Schwimmens erlernen, üben und trainieren
· Formen des Wettbewerbs im Schwimmen organisieren und durchführen
· Bewegen im Wasser gestalten und erleben
· Retten im Wasser erlernen und üben

Betont wird, dass es insbesondre darum geht, sich "über Wasser halten und im Wasser sicher bewegen zu können", woraus sich "das sportliche Schwimmen mit unterschiedlichen Schwimmtechniken in den verschiedenen Lagen" entwickelt. Man kann dazu feststellen, dass in dieser Hinsicht der Ausdauerfähigkeit eine tragende Rolle zukommt. Des weiteren wird unter dem Aspekt der "motorischen Kompetenz" das Training der Ausdauer, als motorische Grundeigenschaften und Voraussetzung für sportliche Betätigung erwünscht.
Im schulsportlichen Schwimmunterricht ist der Lehrende zudem mit einer leistungsmäßig inhomogenen, oft sehr großen Gruppe von Schülern konfrontiert und die effiziente Schwimmzeit beträgt nach Umziehen, Duschen, Anwesenheitskontrolle etc. oft nur ca. 30 min, was für ein Ausdauertraining, soll es sich zudem an andere Unterrichtinhalte anschließen, sehr knapp ist.

3.1.1 Physische Aspekte
Bewegungsmangel führt in körperlicher Hinsicht zu

- Fehlhaltungen und Fehlstellungen am Skelettapparat
- Leistungseinbußen am Herz-Kreislauf- und Atmungsapparat
- Adipositas (Fettleibigkeit)

So gilt es aus sportmedizinischer Sicht besonders, bei den Heranwachsenden "die verminderte Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und der Skelettmuskulatur zu trainieren" (de Marées 1994, S. 359), die vermehrt bei Heranwachsenden festgestellt wird. Empfohlen werden altersentsprechendes Kraft- und Ausdauertraining. So lauten u.a. einige der wesentlichen Empfehlungen:

- Ältere Kinder und Jugendliche sind gut ausdauerbelastbar und ausdauertrainierbar. Hierzu ist auszuführen, dass sich die Heranwachsenden in der Sekundarstufe I im allgemeinen in der 1. Puberalen Phase oder Pubeszenz bzw. am Anfang der Adoleszenz befinden2. Die Trainierbarkeit der allgemeinen aeroben Ausdauer gilt in dieser Phase der Entwicklung als sehr stark ausgeprägt, diese Zeit ist also eine sensible Phase für die Trainierbarkeit dieser Komponente
- Die aerobe dynamische Ausdauer hat eine große sportmedizinische Bedeutung. Deshalb sollte diese 2-3 mal wöchentlich 15-30 min lang trainiert werden.

- zu bevorzugen sind dynamische Belastungen großer Muskelgruppen, also zB Laufen, Schwimmen, Rudern
- Als Methode sollte die Dauermethode oder extensive Intervallmethode gewählt werden, bei einer Herzfrequenz von 150-170 Schlägen pro Minute. (Dieser Richtwert muss entsprechend der Ausführung im Kapitel 2.3 dem

Schwimmtraining angepasst werden!)

3.1.2 Schwimmtechnische und trainingstechnische Aspekte
Sowohl im Verein als auch in der Schule ist der Ausbildungsstand des Schwimmschülers entscheidend und sollte in technischer Hinsicht bei Anstreben eines Ausdauertrainings ausreichend sein. Gerade auch für den schwächeren Schwimmer ist es wichtig, die für eine ausdauernde Belastung relevanten Minimalfertigkeiten, ohne die längeres Schwimmen zur Qual werden kann, verinnerlicht zu haben. Diese sind3

- größtmögliche Nutzung des hydrostatischen Drucks
- regelmäßige Atmung (vor allem Ausatmung ins Wasser u. regulierter Zeitpunkt der Einatmung)
- Wechsel von Anspannung und Entspannung der Antriebsmuskeln

Soll ein längeres Ausdauertraining in einer regulären Schwimmart erfolgen, so muss demnach unbedingt auf eine stabile Technik geachtet werden. Folge wäre sonst eine minderwertige Ausführung der Bewegungsabläufe, was einerseits zu einem Einschleifen von falschen Bewegungsmustern führt und sich andererseits negativ auf den Erfolg des Ausdauertrainings auswirkt, da die falsche Belastung zu Schmerzen führen kann.

Pädagogische und psychische Aspekte
Pädagogisch gesehen ist es durchaus sinnvoll, zeitweilig Bewegungsforderungen zu stellen, die konsequent und gleichmäßig zu erfüllen sind: " Die Herausforderung der damit verbundenen Bereitschaft, sich gleichbleibend anzustrengen und sich eigene (Teil-) Ziele zu setzen, wird als pädagogisch wertvoll erachtet und kann durchaus zur Entwicklung einer Sportlerpersönlichkeit beitragen" (Wilke & Daniel 1994, S. 137). Dies entspricht auch den Anforderungen des Lehrplanes, nach dem die personale und psychische Kompetenz, als Untergliederung der Selbstkompetenz, zu den Schlüsselqualifikationen gehört, die im Fach Sport vermittelt werden können und sollen. (MBWFK Schleswig-Holstein: 2.2.2 ). Sie umfasst. folgendes:

· Fähigkeit zum intensiven Erleben des eigenen Körpers und der Bewegung
· Fähigkeit zum Erleben und zum Umgang mit unterschiedlichen Gefühlen im Sport
· Fähigkeit zur realistischen Einschätzung von zielen und Risiken beim Sport
· Verfügen über Selbstvertrauen
· Bereitschaft, sich anzustrengen und Belastung zu ertragen
· Bereitschaft zu lebenslangem Sporttreiben
· Fähigkeit zum Erleben und zur angemessenen Verarbeitung von Sieg und Niederlage bzw Erfolg und Misserfolg.

Etwas Anstrengendes "geschafft zu haben", sich trotz Schwierigkeiten überwunden zu haben und damit verbundene positive Gefühle sind Grund für eine erneute Motivation zur sportlichen Leistung.In diesem Kontext soll auch kurz auf den Zusammenhang zwischen erbrachter sportlicher Leistung und erhöhtem Selbstwertgefühl verwiesen werden, wie Holstein (1995) ihn beschreibt. Demnach ermöglicht Sport eine Vielfalt an Erfolgs- und Bestätigungserfahrungen, welche dem Heranwachsenden in der sonstigen Lebenswelt oft verwehrt bleiben. Im Sport erbrachte Leistungen haben auch bei Mitschülern einen hohen Prestigewert. Nach Sonstroem (1984) soll es eine starke ausgeprägte Transferleistung von einem positiven Körperselbstkonzept durch sportlichen Erfolg auf den Selbstwert geben. Das Bewältigen einer so anstrengenden Aufgabe wie das Durchhalten beim Ausdauertraining kann den anfangs durch die ungewohnte Belastung verspürten Frust in Lust umwandeln. In dieser Hinsicht trägt dies nicht nur zur Entwicklung einer Sportlerpersönlichkeit bei, sondern zur allgemeinen psychischen Entwicklung des Heranwachsenden. Eben aus diesem Grund sollte die Bewegungsaufgabe aber dem Leistungsvermögen angepasst sein, also nicht zu hoch gesteckt werden, um den motivierenden Faktor einer bewältigten Leistung zu erhalten.

3.2 Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung
Für die Gestaltung des Unterrichts ist es also bedeutend zu berücksichtigen:

- die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Schüler
- evtl. geringes technisches Niveau in den Schwimmstilen
- die hohe Zahl der zu unterrichtenden Schüler
- die Beibehaltung der Motivation auch bei Anstrengung, also eine freudbetonte Gestaltung der Ausdauertrainings
- die relativ geringe Unterrichtszeit

In der Schule möglich ist vor allem die Kurzzeitausdauer, also 3-10 min, eventuell noch die Mittelzeitausdauer von 10-30 min zu trainieren, wobei man zeitlich und konditionell aber wahrscheinlich an der Grenze liegt. Als Formen eignen sich die Dauermethode und die extensive Intervallmethode.
In seinem Aufsatz schreibt Hotz (2000, S. 17) zum Thema Ausdauertraining mit Kindern und Jugendlichen folgendes: "das Ausdauertraining von Kindern und Jugendlichen dient vor allem der Entwicklung einer guten Kernausdauer", und weiter: "Das Ausdauertraining hat in allen Altersstufen seinen Platz! Fördere ein abwechslungsreiches und spielerisches Ausdauertraining, das den Umfang betont! Vermeide zu hohe Intensitäten!"
Es geht also prinzipiell darum, die allgemeine Ausdauer spielerisch zu fördern. Zugleich ist aber aus den Ausführungen in Kapitel 1.3 die Wichtigkeit auch eines speziellen Schwimmtrainings ersichtlich, dass trotz eventuellem geringem technischen Niveaus nicht ganz vernachlässigt, sondern gerade deshalb auch trainiert werden sollte. Andererseits geht es also auch um eine Schulung der Anwendung dieser Ausdauer im sportartspezifischen Kontext. Die Intensität darf dabei nicht in den anaeroben Bereichführen , und die Aufgabe muss bewältigt werden können. Denkbar wäre eine Kombination aus einem Training der Ausdauer in den Schwimmstilen mit variationsreich gestalteten Bewegungsformen anderer Art im Wasser, die ausdauernd ausgeführt werden sollen.

3.3 Möglichkeiten und Formen zur Unterrichtsgestaltung
3.3.1 Ausdauer bezogen auf die Schwimmtechniken
Wilke und Daniel empfehlen bei Schwimmanfängern ein Vorgehen nach folgendem Schema, dass sich bewährt hat auch bei anfangs geringem technischen Niveau und das ermüdungsfreie Schwimmen in den Techniken zum Ziel hat. Der Erfolg drückt sich zuerst in einer rascheren Erholung aus. Bei Veränderung der Belastungsvariablen sollte man sich an dem Modell Z-A-S-F-I-P, wie schon beschrieben in Kapitel 2.3 , orientieren.
Intervallschwimmen als Einführung in die Trainingsbelastung
· es dürfen nur kurze Strecken geschwommen werden, zwischen 10 und 15 Metern, um eine Ermüdung zu vermeiden.
· Die Schwimmgeschwindigkeit lässt sich hier kaum festlegen, da Anfänger so schnell schwimmen wie sie können / möchten. Wichtig ist jedoch eine gleichbleibende Geschwindigkeit.
· Wiederholungszahl: 5. Die Wiederholungszahl kann zB um 2 je Schwimmstunde erhöht werden, bis zu 15 ( eine weiter Erhöhung dieser Variablen wird nicht empfohlen, sondern, wenn eine Steigerung erwünscht wird, sollte diese über die Variable der Streckenlänge geschehen)
· Pausen anfangs das 5-fache der Belastungsdauer; das Verhältnis von Belastung und Pause kann bis zu 1:1 verändert werden
Als Organisationsform, die sowohl die große Zahl der Schüler berücksichtigt als auch die Gruppendynamik, könnte das Schwimmen in nacheinander startenden Gruppen im Schwimmbecken quer gewählt werden. Es ist darauf zu achten, dass möglichst leistungshomogene Gruppen gewählt werden, wobei der stärkste Schüler als erster, dann der zweitstärkste usw. schwimmen sollte.

3.3.2 Ausdauer anhand anderer schwimmerischer Bewegungsformen
Angestrebt wird eine Belastung nach der Dauermethode oder der extensiven Intervallmethode, wobei grundsätzlich als Organisationsform die im vorigen Kapitel beschriebene Form sein kann. Eine andere Form bietet das "laufende Band", welches folgendermaßen aussieht: Die Bahn wird längs in drei Bahnen eingeteilt, nach Leistungsgruppen eingeteilt. Geschwommen wird hin- und zurück in der selben Bahn, jedoch nicht in den herkömmlichen Stilarten, die Bewegungsformen werden variiert. Es wird also angestrebt, in spielerischen Varianten des Sich- im- Wasser- Fortbewegens die Ausdauer zu trainieren .
Möglich ist die Form, dass die Schüler in einer der folgenden, zunächst vom Lehrer vorgeschlagenen Varianten schwimmen. Im Rahmen der angestrebten ausdauernd zu schwimmenden Zeit wird dann der "Schwimmstil" mehrmals gewechselt. Dies könnte zB bei einer Dauerbelastung von drei Minuten alle 45 oder 60 s sein.

Mögliche Schwimmvarianten4

a) Variationen der Schwimmtechnik
- Kraularmbewegung mit Brustbeinschlag
- Rückenkraularmbewegung mit Brustbeinschlag
- Rückengleichschlagschwimmen
- rücklings vorwärts schwimmen
- sitzend schwimmen
- Seitekraulen
b) Symbolisches Schwimmen
- schwimmen "wie die Grafen, Marionette, Puppen" usw.
- Schönschwimmen
- Militärisches Schwimmen
- Schwimmen wie die Großeltern
c) Nachahmungsschwimmen
- wie ein Fischotter
- wie ein Frosch
- wie ein Hai
- wie ein Hund
d) Weitere Formen zu zweit oder zu mehreren5
- A und B halten sich an der Hand. Beide versuchen, so miteinander Brust oder Kraul zu schwimmen
- Schwimmer A schwimmt in Brustlage, B stützt sich in Rückenlage (gespreizte Beine) mit gestreckten Armen auf den Schultern von B. wenn A müde ist, schwimmt B. Welche Strecke kann zurückgelegt werden?
- A schwimmt eine selbst erfundene Schwimmart. B beobachtet und versucht, diese zu kopieren. Oder: A schwimmt verschieden Schwimmarten hintereinander, B versucht diese zu kopieren
- Kettenschwimmen
- Zweiertandem: Einer macht die Arm-, der andere die Beinbewegung

Des weiteren kann auch im Ausdauerbereich auf das Schwimmen mit Materialien zurückgegriffen werden, dies allerdings nicht in der beschriebenen Form des Wechselns innerhalb einer Ausdauereinheit, sondern als durchgängige Form.

e) Schwimmen mit Materialien
- Flossenschwimmen
- Transportschwimmen verschiedener Gegenstände
- Luftmatratzenschwimmen
- schwimmen wie ein Wellenreiter, auf dem Schwimmbrett liegend paddeln
- Hindernisschwimmen. In der Schwimmbahn aufgebaute Hindernisse sollen frei oder gemäss Anweisung über- oder unterschwommen werden.

Eine spielerische Variante des Bewegens ist traditionell die Staffel, sowie alle möglichen Formen von Wettkämpfen. Diese Formen des Gegeneinander- Schwimmens sind deshalb nicht aufgenommen worden, weil sie zu schnell zu hohen Intensitäten verleiten, und somit nicht mehr die aerobe Ausdauer trainiert würde.

3.3.3 Formen der Bewegung mit Musik
Die Unterstützung von begleitender Musik kann zu Hilfe genommen werden. Die Schüler sollen sich "an dem Beat orientieren". Musik hat zum einen die Funktion, eine gleichmäßige Bewegung zu unterstützen, wenn sich an ihrem Rhythmus orientiert wird. Zum anderen wirkt sie von der Belastung ablenkend und motiviert zum Durchhalten der Bewegungen. Anstrengungen werden durch diese Motivation besser verkraftet, man ist eher bereit, durchzuhalten.
Zum einen kann bei normalem ausdauerndem Schwimmen, also in den regulären Techniken in Bahnen, auf die Begleitung von Musik zurückgegriffen werden, was dieses weniger langweilig macht. Zum anderen sollte die Möglichkeit mit Teilen eines Aqua -Joggings mit Musikbegleitung kombinierten Trainings in Erwägung gezogen werden. Eine Lernphase ist hierbei einzubeziehen, eröffnet danach aber weiter variationsreiche Kombinationen des aeroben Ausdauertrainings in Anlehnung an die "In- Sportarten".
Zur Technik und Durchführung sollte einschlägige Literatur herangezogen werden, es soll aber eine kleiner Einblick in die Strukturierung eines sogenanntes "Alternativprogramms" nach Quast und Salinger( 1995) gegeben werden.
Begonnen wird in knie-, hüft- oder brusttiefem Wasser, Steigerung ist später die Form ohne Bodenberührung im Tiefwasser. Empfohlen wird eine Kombination aus Schwimmprogramm und Aqua- Jogging, wobei der Anteil des Aqua- Jogging in der Anfangsphase 9 min, später 12 min beträgt. Im Schulunterricht könnte es beliebig mit anderen genannten Varianten des Ausdauertrainings kombiniert werden und ermöglicht somit eine weitere motivierende Kombinationsform für das Training der Ausdauer im Schulschwimmen.

4 SCHLUSSBETRACHTUNG

Sowohl aus medizinischer als auch pädagogischer und psychologischer Sicht ist das Ausdauertraining bei Jugendlichen eine wertvolle Art der sportlichen Betätigung, was insbesondere auf die Phase der Pubeszenz zutrifft . Da das Schwimmen als Fortbewegung in möglichst ökonomischer Form einen weiterhin wichtigen Platz im Schwimmunterricht einnimmt, sollte auf das Training dieser sportartgebundenen Ausdauer in einer der Stilarten nicht verzichtet werden, um das Ziel eines langdauernden Schwimmens zu fördern. Das langdauernde Schwimmen in einer Stilart kann nur durch das Trainieren in eben dieser erreicht werden, worauf in Form eines Intervalltrainings hingearbeitet werden kann, um die Technikstabilität zu gewährleisten. Auch aus psychologischer Sicht wird diese Fähigkeit, lange "richtig" schwimmen zu können, wohl als Erfolgerlebnis das Selbstwertgefühl des Heranwachsenden positiv beeinflussen können. Das Erreichen eines gesetzten Ziels befriedigt das Selbstwertgefühl.
Die Konzentration aber auf eine einseitige Gestaltung des Ausdauertrainings sollte vermieden werden, stattdessen können als Ergänzung spielerische Formen herangezogen werden, um so die Freude am Schwimmen und am Sport überhaupt zu erhalten. Ein interessanter Aspekt kann hierbei der Einsatz von Musik sein, wie er in anderen Sportarten schon länger praktiziert wird. Gefördert wird bei den spielerischen Varianten dann vor allem die allgemeine aerobische Ausdauer mit geringem schwimmerischen Anteil, welcher aber mit der Zeit, wenn die Motivation der Schüler in diese Richtung geht, gesteigert werden kann. Demnach ist das Training der aeroben dynamischen Ausdauer ein wichtiges Element des Schulsports, welches gut auch durch Schwimmtraining realisiert werden kann.

5 LITERATURVERZEICHNIS

Bucher, W. (1998). 1001 Spiel- und Übungsformen im Schwimme. Schorndorf: Hofmann
De Marées, H. (1994). Sportphysiologie. Köln: Strauß
Haag, H. (1991). Einführung in das Studium der Sportwissenschaft. Schorndorf: Hofmann
Holstein, D. (1995). Kann der Sport unterstützend auf allgemeine Bewältigungsbemühungen in der Jugendphase wirken? Hausarbeit, veröffentlicht online unter: https://www.hausarbeiten.de
Hotz, A. (2000). Kernsätze für das Konditionstraining mit Kindern und Jugendlichen, mobile, 6, 17
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein(1997). Lehrplan für die Sekundarstufe I der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen
Quast, G. & Salinger, R. (1995). Schwimmen und Aqua- Jogging als alternative Bewegungsform eines dosierten Belastungstrainings. In Kozel, J., Schmitz, J. und Wilke, K. (Hrsg.), Gesund durch Schwimmen (S. 179-1819. Schorndorf: Hofmann
Rieckert, H. (1977). Physiologische Grundlagen und ihre praktische Bedeutung für das Schwimmen. In Volck, G. (Hrsg.), Schwimmen in der Schule (S. 169-92). Schorndorf: Hofmann
Rieckert, H. (1986). Leistungsphysiologie .Schorndorf: Hofmann
Sonstroem (1984). Exercise and Self-esteem. Exercise and Sport Science Reviews 12, 123-155
Volck, G. (1977). Methodische Überlegungen zum Schwimmunterricht. In ders. (Hrsg.), Schwimmen in der Schule (S. 59- 103). Schorndorf: Hofmann
Wilke, K. & Daniel, K. (1986). Bewegungsanforderungen und Trainingswirkungen eines breitensportlichen Schwimmprogramms für Erwachsene. ADL Kongress Kiel 1986. Kurzfassungen, 10, 56
Wilke, K. & Daniel, K. (1998). Schwimmen: Lernen, Üben, Trainieren. Wiesbaden: Limpert
Wilke, K. & Madsen, Ø. (1997). Das Training des jugendlichen Schwimmers. Schorndorf: Hofmann

1 Vgl. Hotz ( 00, S.17 )

2 Die Pubeszenz wird von Mädchen zwischen dem 11. und 12. Lebensjahr, vom Jungen zwischen dem 12. Und 14. Lebensjahr durchlaufen. Danach folgt die Adoleszenz, die beim Mädchen mit dem 16. Oder 17. Lebensjahr abschließt, beim Jungen mit dem 18. -20. Lebensjahr. Die maximale Ausdauerleistungsfähigkeit im Erwachsenenalter wird sogar anscheinend nur erreicht werden, wenn im Alter der Adoleszenz entsprechende Ausdauerleistungen erfolgten, vgl. hierzu de Marées (1994, S. 340-42)

3 vgl. Wilke und Daniel (1986)

4 Anregungen entnommen aus Volck, G. (1977)

5 Anregung entnommen aus Bucher (1998)

 

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